Jubiläumsstatuswettbewerb



Und... vorbei!
Die Jury hat bewertet.

Herzlich Willkommen auf unserem Blog liebe Campbewohner. Es ist noch gar nicht allzu lang her, da haben wir es euch zur Aufgabe gegeben, uns ein RP zu schreiben, um einen limitierten Status zu erhalten. Die Deadline ist um und die Jury hat sich beraten!

Es gab insgesamt 5 Einsendungen und unsere Jury hat es geliebt sich in eure Einsendungen zu vertiefen und die Geschichten von Maeve, Otis und Luka (vorgegebene Charaktere) zu verfolgen. Aus besonderem Anlass zu unserem ersten WorldofOlympians Geburtstag, bestand die Jury nicht nur aus Boten, doch auch aus Festivitätsteamlern.

Ich könnte hier ja jetzt noch weiter reden, aber ihr wollt doch sowieso alle nur wissen, wer denn hier eigentlich nun gewonnen hat! Das wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten, also scrollt ruhig weiter, holt das Konfetti und eure Partyhüte heraus, denn wir feiern diesen Geburtstag mit einem absoluten Knaller als Abschluss!
Die Jury

Ophelia Arlay
SoMe-Botin
Melisande Frey
SoMe-Botin
Cyrah Vandeleur
SoMe-Botin
Sixton Montgomery
SoMe-Bote
Noah Moontale

Festivitätsteamler
Kayden Radley
Festivitätsteamler
Luna Capulet
Festivitätsteamler
Auswertung

Die Jury konnte Punkte von 0 (ungenügend) bis 15 (sehr gut) pro Kategorie vergeben. So konnten die Einsendungen eine Maximalanzahl von 450 Punkten erreichen. Zu bewerten gab es folgende Kriterien:



  • Kreativität: Wie kreativ ist der Kerngedanke der Einsendung?
  • Realismus: Ist der Realismus in Bezug auf das Percy Jackson - Universum eingehalten?
  • Aufbau / Form: Ist die Handlung logisch aufgebaut? Wurde ein RP verfasst? Wortanzahl?
  • Text: Ist der Text angenehm zu lesen? Gibt es Wiederholungen? Gibt es evtl. zu viele Gedankensprünge oder ist es schwer, dem Text zu folgen? Wie ist der Satzbau? Sind alle Voraussetzungen des Gewinnspiels erfüllt?
  • Persönlich: Das ganz persönliche Bauchgefühl

Die Gewinner-Einsendung hat eine Gesamtpunktzahl von 345 Punkten erreicht.

 
Platz 1: Caramia McCallen!
 
Wir gratulieren Caramia McCallen ganz herzlich zu ihrem gewonnen Status! Nachdem wir sie kontaktiert haben, hat sie sich entschlossen nun stolze Trägerin des Status Orakel von Delphi zu sein! Somit gibt es ein aktives Orakel im Camp und kann in RP's und Events, sowie auch Artikel in den Zeitungen verwendet werden. Beachtet dabei jedoch bitte die Regelungen dazu, die ihr in der Statusliste findet.





Doch nicht nur das. Denn wer sich den Status ordentlich durchgelesen hat, weiß, dass wir den Zweitplatzierten ebenso kontaktieren. Mit Freuden darf ich euch also nun verkünden, dass wir heute nicht nur einen Status vergeben, sondern direkt zwei! Mit 333 haben wir hier den zweiten Platz!

 
Platz 2: Cassandra Hyland!
 
Ebenso gratulieren wir Cassandra Hyland zum Erhalt des Status Verfluchte! Wir hoffen, dass du deine verfluchten Fähigkeiten natürlich weise einsetzt.. oder auch eben nicht und Chaos anstiftest, wie du magst!



Alle Bewerber des Wettbewerbs haben ab heute 5 Tage Zeit sich bei Neptune Grimes zu melden, wenn sie gerne Feedback zu ihrer Einsendung hätten.

Natürlich wollen wir euch die Gewinnertexte auch nicht vorenthalten, also dürft ihr euch diese nun hier durchlesen!
✧ Caramia McCallen
Meave Windsor war noch lange nicht bereit die Geschehnisse der letzten Wochen wirklich zu verarbeiten. Irgendwie war ihr ganz entgangen wie es überhaupt dazu gekommen war, dass sie nun hier saß, in der Krankenstation. Noch dazu hatte sie unendlich starke Kopfschmerzen. Wenn sie an alles zurück dachte, fehlte ihr irgendwie ein Teil der Erinnerungen. Es war wie eine schwarze Leere mitten im Kopf, gleich nachdem sie auf diesen Dachboden im großen Haus gerannt war. Angestrengt überlegte sie, wie ihr Weg dort hat enden können. Wo hatte es angefangen diesen Verlauf zu nehmen. Was hatte sie nur dazu gebracht diesen Schritt zu gehen. Entgegen dem Rat der Apollokinder setzte sie sich im Feldbett auf. Die Welt drehte sich, es war fast so wie damals, als sie ins Camp gekommen war.

'Monster. Überall sind Monster. Lauf und bleib nicht stehen.', hatte sie die Stimme von einer Frau in New York im Kopf. Diese Frau schien auf der Straße zu leben. Sie roch, als hatte sie seit Jahren nicht geduscht, die Kleidung war zerfetzt und abgetragen. Ihre Haare verfilzt. Normal hätte sie diese für eine verrückte Obdachlose gehalten, wäre da nicht eins: Sie konnte die Monster auch sehen. Höllenhunde. Naja, keine ganze Meute, zwei Stück. Aber für sie reichte das schon der Warnung der Verrückten nach zu gehen und ein Versteck zu suchen. Nur leider kam sie nicht weit. Diese Hunde waren schnell und wussten immer, wohin sie gegangen war. Fast so, als würden sie ihren Geruch in der lauten, von Menschen und Autos zugemüllten Stadt riechen können. Völlig außer Atem hatte sie ihren Weg in eine Sackgasse gefunden. Mit ihrem eigenen Ende vor Augen musste sie sich zu den Hunden drehen. Mit den letzten Sekunden ihrer Lebzeit murmelte sie etwas von: "Ich liebe dich, Mom..." Doch heute wollten die Moiren sie noch nicht gehen lassen. Hinter den Hunden stand eine Gruppe von Teenagern, welche wie eine Gruppe von Geschichtsliebhabern oder Antik-Fanatikern inne hatte. Sie trugen Schwerter und Bögen bei sich, hatten Ledergürtel mit Werkzeugtaschen um die Hüfte und auf dem Kopf Cappies mit der Aufschrift: Camp Halfblood. Waren das die Besitzer dieser zu Groß geratenen Hunde? Egal, ihr auftauchen hatte die Monster abgelenkt. Aus unerfindlichen Gründen war sie vorgestürmt, wollte an diesen vorbei und fliehen. Leider traf sie aber die Pranke eines Höllenhundes im Rücken und schleuderte sie mit dem Kopf voraus zu Boden. Der folgende Kampf zwischen den Teenagern und den Höllenhunden hatte sie verpasst, so sehr hatte sich ihre Welt vor Augen gedreht.

Ja, so war sie damals ins Camp gekommen. Was wohl der erste Schritt gewesen war, wieso sie hier gelandet ist. Aber viel Wahl hatte sie nicht. Nachdem die Gruppe von Teenagern sie mitgenommen hatte zu der Aufschrift auf ihren Cappies hatte sie auch bei den Kindern von Apollo gesessen und neben der Verarztung einen Schnellkurs zu ihrer eigentlichen Identität bekommen. Sie war ein Halbblut. Gefühlsmäßig dachte sie, sie müsse im Koma liegen oder das hier war das Leben nach dem Tod. Aber nach dem ersten Schock war es eigentlich nicht so schlecht hier. Dieser Ort für Halbgötter aus aller Welt war nicht halb so schlimm wie eine Highschool, auch wenn hier eine größere Gruppe von Antik-Superfans zu finden war. Alles, selbst die Arenen und Hütten zu Ehren von griechischen Göttern schien von absoluten Nerds designt und gebaut worden zu sein.
Der zweite Schritt auf ihrem Weg zu dem schwarzen Ereignis in ihren Erinnerungen war wohl, dass Meave innerhalb weniger Wochen ein genauso großer Nerd dieser Gruppe wurde. Sie fühlte sich wie zu Hause. Angekommen. Wie in einer Familie. Kampftraining war eine ihrer Leidenschaften geworden. Sie lebte sogar tatsächlich in einer dieser Hütten zu Ehren der Götter. Genauer gesagt der Hütte ihres Vaters Ares. Ja, genau, der Kriegsgott war ihr Vater. Alles in allem erschien es auch logisch. Sie war Stur, Siegesorrientiert und Streitlustig. Auch wenn es wohl auf einige andere Hütten ebenfalls zutraf. Gerade bei den Capture the Flag spielen wurde es immer ein wenig zu ernst genommen. Knochenbrüche, Schürf und Schnittwunden waren da noch die leichteren Übel. Eines Tages hatte sie mit ihren Geschwistern mit am Lagerfeuer gesessen. Es waren lustige Zusammenkünfte die oft von Schauergeschichten begleitet wurden. Nur war der Unterschied zu den Schauergeschichten der Menschen, dass es sich hierbei um wahre Geschichten und Mythen der Griechen handelte. Eine Geschichte davon war Meave im Kopf geblieben, weil sie es sich ekelhaft vorstellte, wenn ein Geist in einen Dringen würde: Das Orakel von Delphi. Die Geschichte kam besonders dann, wenn Neulinge für eine Mission ausgewählt werden würden. Schließlich mussten sie zum Orakel auf den Dachboden für eine Prophezeihung gehen. Die Älteren machten sich den Spaß die Geschichte vom letzten Körper zu erzählen. Der Grund, warum dort nur noch ein Skelett umringt von grünem Nebel auf die Halbgötter wartete. Valanzia, eine Tochter der Hekate, hatte auch eine gewisse Mysteriöse Aura um sich, die es im Dunklen, nur beleuchtet von den Flammen des Lagerfeuers, noch packender rüber brachte. So war es auch deutlich in ihrer Erinnerung erhalten.

"Man munkelt, seit dem letzten Versuch einen neuen Wirt zu finden, wo diese aufgrund des Fluches den Verstand verlor, wartet das Orakel von Delphi nur darauf einen Halbgott zu finden, der Rat sucht, aber nicht erwählt wurde die Aufgabe zu meistern. Viel mehr wird das Orakel sich dieses als neuen Wirt aneignen. Der Nebel dringt dann durch Nase, Ohren, Mund, Augen in dich hinein und wird sich einnisten, voller Verlangen das Skelett hinter sich zu lassen. Doch alles, was diesen Halbgöttern dann wohl blüht, ist der schiere Wahnsinn des Fluches." Einige Halbblüter hatten den Kopf geschüttelt und meinten nur, dass sie sich das ausdachte. Valanzia schmunzelte nur. "Vielleicht. Vielleicht aber gab es auch einen Augenzeugen zu eben so einem Besetzungsversuch. Seht ihr irgendwo Wayne Lenos? Nein, erkommt nicht mehr aus Hütte 9. Als er zu einer Mission ausgewählt wurde, wollte er sich nicht dem Orakel stellen. Logan Mitchell, sein bester Freund, ging für ihn, während Wayne nur beobachtete. Den Rest könnt ihr euch sicher denken, auch wenn niemand weiß, wo Logan jetzt ist. Man hat ihn nie wieder gesehen."
Diese Geschichte und auch ihr eigenes Bedürfnis nicht von diesem Nebel berührt zu werden, hatte ausgelöst, dass sich die sonst kämpferische Tochter des Ares nicht für Missionen meldete. Ihr graute es davor den Weg nach oben zu gehen. Und wieso sollte sie eine wichtige Rolle spielen in der Geschichte der Halbgötter? Da war sicher keine Mission die ihre standardmäßigen Fähigkeiten oder durchschnittliche Intelligenz erforderten. Wenn sie den Weg einer Mission antreten würde und dort hinauf auf den Dachboden ging, dann würde sie nur als neuer Besetzungsversuch für das Orakel enden. Ob sie dem Wahnsinn gewachsen war, welches das Dasein des Orakel mit sich brachte? Vermutlich nicht, wenn sie sich schon hypothetisch davor ekelte, dass das Orakel in ihren Körper fährt. Daher fährt sie die Mentalität ihres Vaters: Auch Fußsoldaten haben ihren Sinn und Zweck. Selbst wenn es nur der ist, dass sie für den Helden sterben. Unbedeutend und einfach, so war das ganz nach ihrem Geschmack.

Der Sonnenschein, welcher durch das offene Fenster der Krankenstation, auf ihr Gesicht schien, holte sie aus ihrer Vergangenheit zurück in das hier und jetzt. Stechender Schmerz in den Augen verschlimmerte ihre Kopfschmerzen. Es war einfach viel zu Grell. Murrend drehte sie sich auf die Seite und versuchte ihre Augen mit den Händen in Schatten verschwinden zu lassen, raus aus der Helligkeit. Ein Apollosohn, dessen Namen sie immer vergaß, brachte ihr etwas Wasser und erinnerte sie daran langsam zu machen. Mit einem matten, sehr schiefen Lächeln zur Antwort trank sie das Wasser und schloss die Augen. War es wirklich durch die Entscheidungen und Begegnungen, die sie da getroffen hatte? Sie vergaß doch ganz offensichtlich noch etwas. Die Person, welche nun den Raum betrat und zu ihr ans Feldbett kam, erinnerte sie an das wohl entscheidenste. Es war der Grund, warum sie hier im Krankenlager lag. Esmeralda Burton, eine Tochter der Aphrodite.

Es war Nacht, kalt und regnerisch. Durchnässt und voller Willen die Mutprobe zu bestehen, hatte Meave sich hinter einer Kastanie versteckt. Sie konnte sich doch nicht vor ihren Geschwistern blamieren. Abschätzend wie sie weiter vorgehen sollte, um ihre Waffe wieder zu erlangen, schielte sie kurz hinter dem Baum hervor. Dort hing 4 Meter entfernt an einem Seil ihr geliebter Sperr, etwa 1 Meter über den Boden. Und nein, sie konnte nicht einfach dahin laufen. Der Boden und auch umliegende Bäume waren zu 100% mit Fallen versehen. Vermutlich würde sie aber genau die auslösen müssen, um dahin zu gelangen. Dann könnte es sein, dass sie erst einen Eimer Glitzer abbekam, dann eine Ladung frischen Pegasidung und zu guter Letzt noch einige Federn. Umbringen würde sie das alles nicht, aber es würde bedeuten, dass sie genau so getunkt zurück ins Camp musste. Es waren nicht viele dann wach, nur die Draufgänger würden sie so sehen. Den Mut, den sie nach diesen Fallen aufbringen musste, war es zur Aphroditehütte zu gehen, um dort nach Shampoo und Parfüm gegen den Gestank zu bitten. Aber jeder wusste, dass man die Hütte 10 besser nicht aus dem Schönheitsschlaf weckt, geschweige denn einen so penetranten Geruch vor die Tür setzt. Der letzte, der es gewagt hatte, den Schlaf zu stören hatte danach 1 Woche lang schwere Akne und Haarausfall. Kurz durchatmen, dann auf gehts. Zu wissen, was kommt, machte es nie leichter, den Weg doch zu gehen. Letzten Endes wollten die Geschwister nur wissen, ob man zu ihnen hält und etwas lachen, was solls also? Nach dem Heraustreten aus dem Versteck, erblickte sie allerdings ein Mädchen, das 4 Meter von ihr entfernt stand, getaucht in Glitzer, Pegasidung und Federn, welche den Speer in der Hand hielt. Irritiert davon, auch weil das Mädchen stumm durch die Fallen geschritten war, hatte Meave sie nur angestarrt. "Gehts dir gut?", war wohl nicht das Beste, was sie als erstes von sich hätte geben sollen. Das Mädchen starrte sie nur böse an. "Natürlich nicht. Ich habe Pegasiduung auf meinen Designer Klamotten und Haaren und diese Federn lassen mich wie ein gerupftes Hühnchen aussehen. Nimm deinen blöden Sperr und geh, bevor ich es mir anders überlege." Wenn sie es schon so wollte, dann war das sicher kein Problem. Sie nahm ihren Sperr, drehte sich zum gehen und blieb nochmal am Baum stehen. "Warum hast du das gemacht?" Neugier ließ sie nicht einfach so gehen. Ihre Retterin war sich am agressiv die Federn aus dem Haar zubbeln. "Weil meine Geschwister mich auf die Probe gestellt haben, um zu verhindern, dass du bei uns klingelst. Ich dachte, wenn ich das Feder-Dung-Bad nehme, dann wird auch keiner geweckt. Ich werd dich an deine Schuld erinnern, Arestochter." Es mochte die Dunkelheit besser gemacht haben oder vielleicht war es auch einfach die Geste an sich, aber Meave freute sich schon auf diese Schuldeinlösung. "Wenn es dich Schönheit nochmal zu mir führt sag ich nicht nein. Aber fürs Protokoll hab ich dich in die Fallen geschubst, damit ich mich nicht dreckig machen musste. Lässt dich auch besser bei deinen Geschwistern da stehen, als zu sagen du bist achtlos reingerannt." Die Idee schien die Aphroditetochter dann auch zu gefallen. "Deal."

Mit dieser Verschwörung hatte sie ihre beste Freundin kennengelernt. Seit jenem Abend hingen beide oft zusammen rum, auch wenn es nicht leicht war gemeinsame Aktivitäten zu finden. In der Regel ließ Meave sich überreden die Haare zu machen. Nägel machen kam nur einmal vor, nachdem sie aber nur 30 Minuten später diese alle im Training zerstört hatte, machte Esmeralda sich nicht mehr die Arbeit. Es war auch mehr die Gesellschaft und die Unterhaltungen, welche die Arestochter stets zurück in die Nähe von Esme brachte. Blinzelnd setzte sie sich auf, ihr war wohl entgangen, dass diese sie angesprochen hatte. "Was?" Die Gesichtszüge ihres Gegenüber wurden leicht verärgert. "Jetzt tu nicht so, als ob du mich nicht gehört hast. Warum hast du das gemacht?" Mit gerunzelter Stirn und wirklichem verloren am Bahnhof stehen strengte die Arestochter ihren Kopf an. Dann kam es ihr wie ein Geistesblitz. Sie hatte Esme die Treppe runter gestoßen.

Eigentlich war Meave nur zu lange beim Training geblieben. Des Öfteren vergaß sie die Zeit, sodass sie das Abendessen verpasste. Normalerweise holte Esme sie ab, doch heute war sie nicht gekommen. Sie wusste nicht wieso, es war selten, dass sie so spät noch etwas anderes zu tun hatte. Oder war etwas passiert? Als sie an einer Gruppe von Aphrodite- und Nemesiskindern vorbeikam hörte sie leises tuscheln. Etwas von einer Art Mutprobe. Eigentlich nichts ungewöhnliches, hier gab es eigentlich täglich neue Halbblute und Anerkennungen, weswegen eigentlich immer die Rituale folgten. Erst als jemand sagte, dass Esmeralda nicht bei Wahrheit oder Pflicht hätte mitmachen sollen, blieb sie stehen. Wenn normale Menschen Wahrheit oder Pflicht spielten war es witzig. Aber Halbgötter kamen nur auf dumme, hirnrissige Aktionen. Ihr Beschützerinstinkt ließ sie die Nemesistochter mit der großen Klappe packen, Merlia. "Was hat Esme gewählt?" Keine der Mädchen schien reden zu wollen, aber sie schüttelte das Mädchen. "Sprich!" Die Nemesistochter hatte sie nur angesehen und gelächelt, fast so als würde sie was haben wollen für die Auskunft. Eine Schwester von Esme aber mischte sich ein und fasse Meave am Arm. "Esme hat Wahrheit gewählt, Meave.", begann sie nun, sah aber besorgt aus, bevor sie fortsetze, "..nur wollte sie nicht Antworten auf die Frage. Heute Abend muss sie daher ihre Pflicht wegen dem Schweigen erfüllen."
Es erinnerte Meave daran, warum sie ihre beste Freundin die Treppe heruntergestoßen hatte. Die panische Angst, denn es gab eine Aufgabe, die noch jeden zum Sprechen der Wahrheit gebracht hatte. Eine Pflicht, die einen erwartete, wenn man die Wahrheit nicht beantworten wollte. Der Dachboden. "Ich hatte doch noch eine Schuld von damals offen.Wir sind jetzt quitt, Esme.", sprach sie lahm zur Ausrede. Ja, es war eine Ausrede. Denn es war nicht die Schuld begleichen, was sie dazu brachte ihrer Angst ins Auge zu sehen.

Natürlich würde das ganze nicht sofort starten, man musste warten, bis die Chance erwischt zu werden geringer war. Man wollte kaum der Campleitung in die Arme laufen. Also war noch Zeit Esme zu überreden das Ganze zu lassen. Aber während sie nun ihre Freundin suchte, schien es so, als habe der Erdboden sie verschluckt. Nirgends war eine Spur zu finden. Vielleicht wurde sie aber auch von den anderen Campern vor ihr versteckt. Im Camp herrschte nämlich tuscheln und Spannung, so als würde jeder wollen, dass diese Pflicht von jemanden erfüllt wurde. Für Meave aber war es das absolut schlimmste was sie sich vorstellen konnte. Der Gedanke, dass Esme den Verstand verlor, war noch schlimmer als der Gedanke, dass der Nebel in ihren Körper dran, sie besetzte. Entschlossen das also zu verhindern führten die Schritte sie in der Nacht zum großen Haus. Es hielt sie auch keiner auf. Im Schatten konnte man einige Hadeskinder entdecken, manche von ihnen, man glaubte es kaum, aßen ganz entspannt Schokolade. Als wäre das hier ein cooler Film. Es stand aber absolut keiner Schlange, um etwas dagegen zu unternehmen. "Esme!", zischte sie nun, als sie ihre Freundin an der Tür entdeckte, bereit hinein zu schleichen. Doch diese lächelte nur und verschwand im Haus. Vor sich hin fluchend lief sie zur Tür und folgte ihrer Freundin. Innerlich spürte sie das Adrenalin sowie den Drang rückwärts und schreiend hinaus zu laufen. Da sie aber bemüht war leise zu sein, damit keiner erwischt wurde und ärger bekam, kam sie nicht an Esme heran. Erst als sie an der Treppe nach oben stand schluckte sie. Da war sie, die Treppe zum Orakel. Die Treppe zum Nebel. Eben jenen Nebel, dem sie so gern fern bleiben wollte. Als sie hörte, wie die Klinke oben an der Treppe von Esme runter gedrückt wurde, fasste sie allen Mut zusammen mit dem Willen ihre Esme so zu behalten, wie sie sie liebte und sprintete die Treppe rauf. "Nein! Ich kann dich nicht verlieren, Esmeralda." Mit festem Griff umschlossen ihre Finger den Arm des Mädchens, welche schon die ersten Schritte in den Raum gemacht hatte, zog sie zurück zu sich. "Was soll es bitte für eine Wahrheit sein, dass du lieber deinen Verstand..." Panik würgte ihre Worte ab, um sie herum kam ein Nebel über den Boden gekrochen, grüner Nebel. Es warf auch etwas Licht in den Raum. Direkt vor Ihnen stand ein Stuhl mit einem Skelett. Jetzt gab es nur noch einen Weg, um das Schlimmste zu verhindern. Mit einem kräftigen Stoß schubste sie Esme zur Treppe zurück, sie verlor das Gleichgewicht auf ihren High Heels, versuchte sich an der Tür festzuhalten, stürzte aber die Stufen hinunter. BUMM. Die Tür fiel ins Schloss, ließ Meave mit dem Orakel allein im Raum zurück. Panisch drehte sie sich rechts und links rum, versuchte über die Nebelschwaden zu Tanzen. Doch es war sinnlos. Das Skelett hinter ihr begann zu sprechen, schien etwas zu sagen, doch alles, was sie hörte, war ein schrilles Klingeln in ihren Ohren. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war ihr Gebet an Ares, dass sie zu Esmeralda zurückkehren will.

Die Hand von Esme an ihrer holte sie aus den schlimmen Erinnerungen des Dachbodens zurück, sie sah auf, erblickte die strahlend schönen, blauen Augen. Die Worte ihrer Freundin ließ sie fast erbrechen. Das Ding "Jetzt nimm es mal ernst. Meave, die Campleitung hatte uns gehört und ich bin ihr in die Arme gefallen. Als ich ihr sagte, dass du noch da oben bist sind wir beide auf den Dachboden gestürmt. Das Skelett ist zu Staub zerfallen und deine Augen... deine Augen waren Neon-Grün.", das Orakel war also in sie gefahren. "A-Aber ich hab meinen Verstand nicht verloren, oder?" Bedrückt schüttelte Esme den Kopf, sie schien den Augenkontakt nicht mehr aufrecht halten zu können. "Nein... Verstehst du nicht? Du bist das Orakel von Delphi geworden auf dem Dachboden. Vor zwei Nächten konnte es sich in dir Manifestieren und eine Weissagung preisgeben." Jetzt war die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Verstand verloren hatte, doch deutlich höher. "Ja genau. Gerade mich soll das Orakel gewählt und nicht in Wahnsinn verdammt haben. Was für eine Weissagung bitte, Esme." Aber leider war es kein Scherz, die Hand an ihrer schien fester zu zudrücken. "Weißt du es wirklich nicht mehr? Ich kann die Worte nicht vergessen, die nebelig grün aus deinem Mund kamen. Ich hab sie aufgeschrieben." Die zweite Hand schob ihr einen gefalteten Zettel über die Bettdecke zu. Zittrig und ganz langsam öffnete sie diesen nun, um die säuberlich geschriebenen Zeilen zu erblicken:

Den Anfang schürte ein Lagerfeuer,
nährte die zu überkommene Angst ungeheuer.
Ein Schatten hinter der Kastanie,
bestimmt den Verlauf an neuer Startlinie.
Ein Weg durch Schokolade wird entscheiden,
ob es gibt ein Wechsel der Beiden.
Ein Sonnenschein in der Nacht,
verleiht die nötige Kraft.
Eine fehlende Schlange treibt die innere Qual,
so wird das Camp gewinnen sein neues Schicksal.


"Soll das ein schlechter Witz sein? War Apollo vielleicht besoffen?" Unglaube über diese schlechte Dichtkunst machte die Arestochter wütend. Ebenso das, was es bedeuten sollte. Genervt ließ sie die Hand von Esme los, schlug die Bettdecke weg und stand auf, wenn auch leicht zittrig. "Du solltest dich noch ausruhen. Bitte leg dich wieder hin." Aber das war absolut keine Option mehr. "Nein. Etwas Nektar und meinen Sperr. Ich gehe jetzt zum Training." Diesmal sprang die Aphroditetochter besorgt vom Stuhl auf. "Bist du verrückt geworden, Meave?" Diese gewählten Worte taten weh, ließen die Auserwählte doch ein wenig innerlich verzweifeln. "Leider nein. Deswegen muss ich trainieren gehen. Beim Training hab ich Kontrolle über mich und meinen Körper. Hier im Bett warte ich doch nur auf die gruseligen grünen Augen und schlechte Dichtkunst." Sie nahm dem Apollosohn den Nektar weg und trank ihn auf Ex. Fast so, als würde sie auf ihr neues Leben anstoßen. Ihr Leben mit Weissagungen. Ihr Leben als Orakel. Ihr Leben ohne die Liebe, welche sie für Esme empfand. Und vielleicht könnte sie die Angst vergessen wieder ergriffen zu werden. Das kalte Gefühl und die schwarze Leere ohne Erinnerungen, welches versprochener Weise wiederkehren würde. Konnte man sich je daran gewöhnen? Der Weg führte sie aus der Krankenstation zur Arena. Dem Ort, an dem sie Zeit und Sorgen vergaß. Dem Ort, an dem sie anfangen wird, jede Weissagung zu kompensieren. Das neue Orakel.
✧ Cassandra Hyland


Grüne Augen lügen nicht

“Ich kann mich kaum erinnern”, sagte Maeve verzweifelt. Sie saß nun schon seit einigen Minuten im Büro der Clanleiterin. Niemals hätte sie erwartet, dass sie wegen einer einzigen Quest so viele Fragen beantworten müsste. Das größte Problem an der Sache war, dass sie sich doch selbst an die meisten Sachen nicht erinnern konnte. Ihre gesamte Gefühlswelt war auf den Kopf gestellt. Es war beinahe so, als wäre sie wieder ein kleines Kind, das seine Gefühle noch nicht deuten und kontrollieren konnte. Seit langem war sie mal wieder den Tränen nahe und den Kloß in ihrem Hals konnte sie nicht einfach so herunterschlucken. Sie erkannte sich selbst nicht mehr. Eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinunter. In diesem Moment wurde ihr bewusst, wie warm ihr Gesicht geworden war. Sie sah bestimmt ganz aufgequollen und rot aus. Diese Vorstellung war schrecklich für die Aphroditetochter. “Maeve? Könntest du uns bitte alles erzählen, an das du dich erinnern kannst?”, fragte die Clanleiterin in einer beruhigenden Stimme und schaffte es, Maeve aus ihren Gedanken herauszuholen. Sie blinzelte etwas verwirrt ihre Tränen weg und versuchte, sich zu konzentrieren. Ihr Blick wanderte von der Clanleiterin weg, hin zu ihrer besten Freundin Elina. Sie war für das alles verantwortlich. Maeve öffnete gerade ihren Mund, als die Apollotochter das Wort ergriff. “Das ist alles meine Schuld!”, brach es aufgebracht aus ihr heraus. Alle drehten ihre Köpfe nun zu ihr. Die Clanleiterin schenkte der Blondine einen gütigen Blick und nickte. “Keiner ist Schuld an irgendwas. Und es wird auch niemand bestraft. Wir wollen lediglich wissen, wie es zu dieser Situation gekommen ist”, erklärte die Clanleiterin ruhig und verständnisvoll. Elina nickte und Maeve versuchte den Kloß in ihrem Hals loszuwerden, bevor sie schließlich anfing die Geschehnisse zu schildern: “Also… Alles fing damit an, dass Elina auf eine Quest geschickt wurde…”

“Komm schon, Maeve! Komm doch bitte mit!”, bat Elina ihre beste Freundin. Sie wollte, dass Maeve sie auf eine Quest begleitete. Aber eigentlich wollte Maeve die schützenden Wände des Camps nicht verlassen. Draußen warteten Monster und allerlei anderer gefährlicher Kram. Das war doch absolut nichts für eine Aphroditetochter. Sie war weder gut im Umgang mit Waffen noch meisterte sie ihre Fähigkeiten. Vermutlich wäre sie auf dieser Mission eher ein Hindernis als eine wirkliche Hilfe. “Ich weiß nicht Elina…”, meinte Maeve, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihrer besten Freundin nicht in die Augen. Würde sie sie jetzt ansehen, wäre es vorbei und sie könnte nicht mehr nein sagen. So war es immer. “Pans Garten… klingt mehr als nur gefährlich”, fügte Maeve hinzu. Das war nicht mal eine Ausrede. Es klang wirklich gefährlich. Von einer so gefährlichen Mission hatte sie schon eine ganze Weile nicht gehört. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie während ihrer gesamten Campzeit nicht von einer solchen Mission gehört. Warum ausgerechnet Elina auf diese Quest gehen sollte, wusste sie nicht. Aber die Apollotochter war schon immer scharf auf eine ganz große Aufgabe gewesen. Das konnte Maeve noch nie verstehen. Hier war es doch sicher, deshalb gab es doch das Camp. Warum hatte man dann den Drang es zu verlassen? “Ach, das wird schon! Wir nehmen einfach noch Anthony mit! Der wird uns beide beschützen!”, versuchte Elina weiter, Maeve zu überzeugen. Doch sie rollte nur mit den Augen. Anthony, na klar. Das konnte ja nur ganz wunderbar werden. Nicht. Anthony war eine fiese Schlange. Maeve traute ihm nicht ein einziges Stückchen über den Weg. Er hatte die gesamte Campzeit das Image eines Playboys und jetzt wollte er auf einmal nur noch Elina? Da musste doch was faul sein. Außerdem war Maeve der festen Überzeugung, dass Anthony sie überhaupt nicht leiden konnte. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. “Biiiiitteeeeeee!”, bettelte Elina weiter. Und das war der Moment, in dem Maeve einen entscheidenden Fehler machte. Sie schaute ihrer besten Freundin ins Gesicht. In diese wunderschönen himmelblauen Augen, die sie schmollend und flehend ansahen. Ihr Herzschlag verschnellerte sich schlagartig und direkt rutschte es aus ihr heraus: “Na schön.” Direkt nach der letzten Silber dieser Worte, bereute Maeve sie bereits. Andererseits wusste sie, dass sie Elina niemals ohne sie auf eine Mission hätte gehen lassen. Und sie umzustimmen schien beinahe unmöglich. “Danke! Du bist die allerbeste Freundin auf der ganzen, großen, weiten Welt”, sprudelte es aus Elina heraus, die die Rothaarige stürmisch umarmte. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Bereits einen Tag später packte Maeve ihren Rucksack zusammen und traf sich mit Elina und Anthony am Ausgang des Camps und dann ging es los. Mit einem Taxi, welches von drei seltsamen alten Damen gesteuert wurde, wurden sie in das Herz von New York gefahren. Dort mussten sie in einem botanischen Garten durch eine Pforte in einem Baum treten. Die gesamte Zeit über war die Situation merkbar angespannt. Die Luft war so dick, dass man sie mit einem Messer hätte zerschneiden können. Doch in der Sekunde, als sie den Garten des Pan hinter der Pforte betreten hatten, wurde alles noch viel unbehaglicher. “Wo müssen wir jetzt hin?”, fragte Anthony und schaute dabei seine Freundin an, die er die gesamte Zeit über an seiner Hand mit sich zog. Das ist doch absolut lächerlich. Elina war eine starke und unabhängige Frau und brauchte definitiv keinen Mann, der ihr die ganze Zeit die Hand beim Laufen hielt. Sie konnte schon einige Jahre ganz gut alleine gehen. Die blonde Apollotochter zuckte auf die Frage ihres Freundes hin einfach nur mit den Schultern und bekam daraufhin verdutzte Blicke zu spüren. “Du weißt nicht, wie es jetzt weitergeht?", harkte Anthony nochmal nach und Elina schüttelte einfach nur verneinend den Kopf. Schließlich meinte sie dann, dass sie den Weg schon finden würden, wenn er vor ihrer Nase auftauchen würde. Also liefen die drei weiter auf das Herz des Gartens zu. “Kannst du das nochmal wiederholen?”, fragte Anthony zum gefühlt hundertsten Mal. So dumm konnte der Typ doch nun wirklich nicht sein. “Alter, Anthony. Sie hat es jetzt schon mehrfach wiederholt. Wir müssen zu dritt hier sein, weil auf dem Weg zur Flöte immer wieder eine Person zurückbleiben muss. Einer an der ersten Station, einer an der zweiten und die dritte Person kann dann zur Flöte. So schwer ist das doch nicht!”, meckerte Maeve und fluchte innerlich, dass sie diesen Steinzeitproleten mitgenommen hatten. Der hatte mehr Muskeln in den Armen als Hirn im Kopf. “Und was für Stationen werden das sein?”, harkte er nach. Schnaubend rollte Maeve mit den Augen. Auch das hatte man ihm schon mehrfach erklärt. “Das wissen wir nicht”, antwortete Elina mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Wie sie da immer noch so freundlich und glücklich bleiben konnte, war Maeve ein Rätsel.

Ein lautes Brüllen lenkte die Gruppe von ihrem Weg ab. Es war so laut, dass es den Boden zum Beben brachte. “Was war das?!”, fragte Maeve verängstigt und stellte sich mit Elina hinter Anthony, der sich bereits schützend mit seinem Schwert in der Hand vor die beiden drängte. Der Boden zitterte weiter, als man schwere Schritte hören konnte. Viele Schritte, die immer näher kamen und bedrohlich laut wurden. Doch niemals hätte die Gruppe erahnen können, was sich in einer angsteinflößenden Geschwindigkeit auf sie zukam. Es war eine gigantische weiße Gottesanbeterin, die mit ihren Facettenaugen auf die drei fixiert war. Das Gruselige an diesen Dingern war, dass sie aber immer so aussahen, als würden sie einen verfolgen. Das wusste Maeve auch, machte die Sache aber nicht gerade angenehmer. Sie schlug ihre Fangzähne zusammen und ließ ein weiteres tiefes Grummeln von sich. Die Bestie musste etwa drei Meter groß sein und mit ihren scherenartigen Armen konnte das Ding bestimmt einfach so die Köpfe der drei abknipsen. Maeve war noch nie ein Fan von Insekten gewesen, aber dieses Monster war schlichtweg direkt aus einem Alptraum gekrochen. “Verschwindet und geht ohne mich weiter!”, schrie Anthony und schubste die beiden Mädels nach hinten. “Nein!”, schrie Elina und wollte zurück zu Anthony rennen. Doch Maeve zögerte nicht und riss Elina an ihrer Hand mit sich. “Er hat recht”, meinte die Rothaarige, als sie einfach nur rannte, “Ausnahmsweise. Und wenn wir uns schon mal einig sind, solltest du auf uns hören.” Daraufhin horchte Elina und nahm beide Beine in die Hand, um so schnell wie möglich vom Kampf zu fliehen. Noch aus der Ferne konnte man das Brüllen, welches sich inzwischen eher wie ein Klicken oder Knattern anhörte, vernehmen. Als Maeve sich ein einziges Mal besorgt nach hinten umdrehte, konnte sie sehen, wie es Anthony gelang, der Bestie eines seiner sechs gigantischen Beine mit dem Schwert abzutrennen. Auch wenn sie ihn nicht mochte, war sie ihm unfassbar dankbar für diese Aktion. Er war wirklich ein ausgesprochen guter Kämpfer und wusste, wie er mit dem Schwert und solchen Monstern umzugehen hatte. Nun war sie doch froh, dass er dabei gewesen war.

Nachdem die beiden Mädchen einige Minuten lang einfach nur gerannt waren, erreichten sie eine riesige Trauerweide, die in der Mitte eines perfekt kreisrunden Sees stand. Das musste das Herz des Gartens sein. An dem Baum hingen zahlreiche goldene Früchte und eine kleine von Moos bedeckte Steinbrücke bildete einen Weg zu einem Podest, welches vor dem Baum stand. Hand in Hand liefen die beiden Demigöttinnen über die Brücke, um an das Podest zu gelangen. In der Luft flogen goldene Funken umher, die an Glühwürmchen erinnerten und es duftete nach den Lilien, die auf dem Wasser des Sees schwammen. Auf dem Podest schwebte ein Pergament in der Luft, auf welchem in einer schwarzen verschnörkelten Schrift lediglich eine Sache stand. “Pflückt eine der Pflanzen dieses Baumes und nehmt sie zu euch. Die Person, die dies tut, wird in einen ewig andauernden Schlaf versinken. Die andere Person darf weiter gehen, um die Flöte zu bergen”, las Elina laut vor, woraufhin sich beide Mädchen verzweifelt ansahen. Einer von beiden musste sich opfern. Für einige Augenblicke herrschte Stille, als sie sich einfach nur gegenseitig anstarrten. “Ich mache das!”, sagte Elina plötzlich, woraufhin Maeve kurz zusammenzuckte, “Das ist meine Idee gewesen, hierher zu kommen. Ich wollte auf diese dumme Quest gehen und habe dich gezwungen mitzukommen. Ich mach das!” Noch als Maeve realisieren wollte, was ihre beste Freundin gerade vorgeschlagen hatte, schnappte diese sich eine der Früchte. Das konnte sie nicht zulassen. Niemals würde sie zulassen, dass Elina sich dafür opfern würde. Sie wollte so dringend auf diese Mission und sie sollte es sein, die die Flöte des Pans ins Camp bringt. Außerdem hatte sie ein Leben ohne Maeve. Elina war der Inbegriff des Lebens und Maeve hatte nur Elina. Ohne sie wäre sie nichts. Wie aus einem Reflex heraus, riss Meave der Apollotochter die Frucht aus der Hand. Eine goldene Kastanie befand sich nun in Maeves Hand. Doch noch bevor sie sich genauere Details ansehen konnte, steckte sie sich das Ding schnell in den Mund und begann darauf rumzukauen. Zu ihrem Erstaunen war die Frucht samtig weich und schmeckte unfassbar süß. Beinahe so, als hätte man alle Früchte dieser Welt kombiniert, um diese goldene Köstlichkeit zu erschaffen. Das Letzte, was Maeve dann noch sah, waren die verzweifelten Augen ihrer besten Freundin. Mit einem Lächeln im Gesicht schlief Maeve schließlich friedlich ein.

Elina brach in Tränen neben Maeves Körper zusammen, der auf den Boden sackte, als wäre ihr all ihre Lebensenergie entzogen worden. Doch sie atmete noch. Sie schlief lediglich. Aber Elina wusste, dass dieser Schlaf für immer andauern würde. Immer wieder tropften heiße Tränen von Elinas Wangen auf den weichen Wiesenboden neben Maeve. Ihre Sicht war verschwommen und sie legte sich verzweifelt auf Maeves schlafenden Körper und schloss die Augen. Deshalb sah sie auch den grünen Nebel nicht, der sich langsam auftat. Die kalten grünen Rauchschwaden legten sich um Maeves Körper und hüllten ihn komplett ein. Doch selbst das spürte oder bemerkte Maeve nicht in ihrem unendlichen Schlaf.

Oder eher in ihren unendlichen Traum. Ein Alptraum der Extraklasse. Es fühlte sich für Maeve wie eine Ewigkeit an, als sie durch die pechschwarze Dunkelheit taumelte. Ohne Orientierung, ohne einen einzigen Lichtstrahl. Maeve konnte nicht mal ihre Füße oder ihre Hände vor ihren Augen sehen. Es war die totale Finsternis, in der sie gefangen war. Als wäre sie in der Leere gelandet. Keine Geräusche, kein Licht. Der Boden unter ihr war glatt und dennoch schien sie ständig zu stolpern. Nach einer Zeit, die sich für Maeve angefühlt hatte wie Jahrhunderte, sah sie ein Licht. Sonnenschein erhellte die tiefe Dunkelheit und aus den goldenen Schattenstrahlen trat eine männliche Gestalt hervor. Eine angenehme, helle Stimme ertönte, die zu Maeve sprach: “Habe keine Angst, mein Kind. Ich bin Apollo und ich habe alles gesehen, was du für meine Tochter getan hast. Du hast für sie sogar dein Leben geopfert. Deshalb werde ich den Fluch des Pan aufheben und dich stattdessen mit meinem Segen beschenken. Du sollst erwachen und weiter leben, mit meinem Geschenk.” Apollo leuchtete hell wie die Sonne selbst und trat näher an Maeve heran, bis er schließlich mit seiner Hand ihre Stirn berührte. Das goldene Licht wurde weiß und blendend.

Mit einem tiefen Atemzug schreckte Maeve auf und öffnete ihre Augen, die grün leuchteten, als wären sie mit Smaragden besetzt. Vor ihr war Elina, die bitterlich weinte. Der grünliche Nebel verzog sich wieder, doch Maeve bekam nichts davon mit. Sie sprach Worte, an die sie sich danach nicht erinnern konnte. Bilder flimmerten vor ihren Augen auf, die ihr nicht bekannt vorkommen. Es war, als würde sie sich an etwas erinnern. Es waren aber die Erinnerung eines Fremden. Das hatte sie nicht erlebt. Sie kannte die Leute nicht, die sie sah. Die Umgebung kam ihr nicht bekannt vor. Nach einer Weile verschwammen die Bilder nur noch zu Symbolen und seltsam verzerrten Dingen. Eine unbekannte Leere durchzog Maeves Inneres und sie konnte ihre Gedanken und Gefühle nicht kontrollieren. Alle Emotionen wuschen auf einen Schlag über sie. Als würde eine Welle sie mit einem Schlag von der Mitte des Ozeans an einen Strand befördern. Und als die Welle endlich angekommen war, wachte Maeve auf. Dieses Mal wirklich.

“Ich weiß nicht was passiert ist, aber ich brauch jetzt ganz dringend eine Tafel Schokolade…”, sagte sie mit zitternder und verwirrter Stimme, als die Apollotochter sie einfach nur so ansah, als hätte sie gerade einen Geist vor sich sitzen. Elina fehlten die Worte. “Das war krass”, sagte eine Stimme hinter Maeve, die ihr nur allzu bekannt vorkam. Es war Anthony. Er hatte mehrere tiefe Wunden am ganzen Körper, aber abgesehen davon schien es ihm gut zu gehen. Maeve war sich bewusst, dass er ein guter Kämpfer war, aber sie hätte niemals gedacht, dass er diese gigantische Gottesanbeterin wirklich besiegen würde. Da hatte sie ihn wohl gewaltig unterschätzt. “Was? Was ist passiert?”, fragte Maeve aufgebracht weiter, nachdem ihr scheinbar niemand sagen wollte, was passiert war. Die Fragen in ihrem Kopf tummelten sich umher, wie kleine Fliegen, die sich im Sommer unter dem Licht einer Laterne versammelten und umherschwirrten. “Wieso bin ich wieder wach? Habt ihr die Flöte?”, fragte sie weiter und weiter. Erschrocken sah sich Elina um. Ein kleines Loch hatte sich im Stamm der dicken Trauerweide gebildet, in der sich die Flöte befand. Sie eilte dorthin und nahm die Flöte. Ein goldener Regen rieselte von den Blättern des Baumes hinab auf die drei Demigottheiten und beförderte sie in den Park, in dem sie das Tor zum Garten des Pan gefunden hatten. Als Maeve realisierte, dass sie nun alle in Sicherheit waren, sprudelte es weiter aus ihr heraus: “Könnte mir jetzt endlich mal jemand sagen, was da drinnen gerade passiert ist?!” Sie klang wütend und aufgebracht. Was für diese Situation allerdings mehr als nur verständlich war. Maeve war darauf vorbereitet, nie wieder aus ihrem Schlaf zu erwachen. Und doch war sie wach. Jedenfalls dachte sie das.

Noch bevor ihr jemand antworten konnte, hörte man aus der Ferne ein Hupen. Alle drei schreckten kurz zusammen und in der Ferne konnte man ein Taxi erkennen, das vermutlich von drei schrulligen alten Damen gefahren wurde. Geplättet und erschöpft schleppten sich die drei zum knallgelben Auto und stiegen auf der Rückbank ein. Die gesamte Fahrt über sprach niemand, auch wenn Maeve eintausend Fragen hätte stellen können. Es war nicht der richtige Zeitpunkt und das wusste sie. Später hatte sie mehr als nur genug Zeit, um all ihre Fragen zu stellen.

“Und dann sind wir im Camp angekommen und wurden direkt hier her bestellt…”, beendete Maeve ihren Vortrag über ihre Erinnerungen. Die gesamte Zeit über hatte die Clanleiterin nur verständnisvoll genickt und aufmerksam zugehört. Man hörte ein kontinuierliches Kratzen auf einem Stück Papier, auf dem eine Trainerin alles, was Maeve erzählt hatte, sorgfältig niederschrieb. “Ich bin mir sicher, dass du viele Fragen hast”, begann die braunhaarige Clanleiterin und schaute kurz zu Elina und Anthony, “Doch ich bin mir sicher, dass einer der beiden hier anwesenden etwas mehr Licht ins Dunkel bringen können, bevor ich den Rest erklären werde.” Ihr freundlicher, gütiger Blick wandelte sich in einen auffordernden Blick. Elina sah Maeve verzweifelt an. Schließlich ergriff Anthony das Wort: “Da war ein seltsamer grüner Nebel um sie gehüllt. Dann wachte sie auf und hatte keine braune, sondern leuchtend grüne Augen. Das war richtig gruselig. Sie hat irgend ein wirres Zeug gebrabbelt und dann sind ihre Augen wieder braun geworden.” Maeve konnte sich nicht erklären, was da passiert war oder was es bedeuten könnte. Das alles war so verwirrend für sie, dass sie es nicht mal in Worte fassen konnte. Wie denn auch? Sie schaffte es ja schließlich nicht mal ihre Gedanken zu ordnen oder auch nur einen von ihnen aus diesem Wirrwarr zu greifen. “Was hat sie denn gesagt?”, harkte die Clanleiterin weiter nach. Doch Anthony schüttelte bloß unwissend den Kopf. Vermutlich war er zu dem Zeitpunkt noch zu weit weg, um verstanden zu haben, was sie gesagt haben könnte. Aber Elina war direkt vor ihr und hatte alles mitgehört. Daher war es auch keine große Überraschung, dass sie schließlich das Wort ergriff:

“Am Lagerfeuer, wenn der Mond ist voll,
Geschwister zwei, im Flammenhall entrollt,
Durch Aschepfade wandeln sie, im Dunkel's Schoß,
Das Blut verrät, wer Freud, wer Leid genoss.

Der Ältere weise, der Jüngere rein,
Ein Bund aus Licht, in Schatten nicht allein,

Ein Rätsel im Rauch, des Feuers Glut,
Ein Herz zerspringt, das andere wird Mut.

In Zungen der Flammen, ein Geheimnis versteckt,
Nur vereint, die Wahrheit erweckt,
Ein Verrat, ein Sieg, die Welt gerettet,
Geschwister zwei, deren Schicksal gebettet.”

Ein Lächeln breitete sich auf den Lippen der Clanleiterin aus. Sie nickte und räusperte sich kurz, bevor sie anfing zu sprechen: “In Ordnung. Das ist alles, was wir wissen müssen.” Ihr Blick fixierte sich auf Maeve, die immer noch keinen Schimmer hatte, was vor sich ging und was passiert war. An diese Worte konnte sie sich nicht erinnern, noch an irgendetwas, das in diese Richtung hätte gehen können. Alles, was sie wusste, war, dass sie ewig hätte schlafen sollen, sie im Traum auf Apollo traf und plötzlich doch aufwachte. “Maeve. Du bist das neue Orakel von Delphi”, verkündete die Clanleiterin nüchtern, woraufhin es im Raum unheimlich still wurde. Maeves Magen krampfte zusammen und sie hätte sich in diesem Moment direkt an Ort und Stelle übergeben können. Aber sie riss sich zusammen und atmete einige Male tief durch. “Und wie werde ich das wieder los?”, fragte sie einfach, woraufhin alle Erwachsenen amüsiert lachten. Nachdem sie jedoch Maeves verwirrten Blick sahen, realisierten sie, dass sie diese Frage ernst gemeint hatte. “Du wirst das wohl noch eine Weile mit dir herumtragen”, erklärte man ihr und all ihre Hoffnung erlosch. Sie wollte das doch gar nicht. Warum ausgerechnet sie? Die Worte von Apollo hallten in ihrem Kopf wieder: “Du sollst erwachen und weiter leben, mit meinem Geschenk.” Von einem Geschenk konnte man da wirklich nicht reden. Aber Maeve hatte schon einmal akzeptieren müssen, dass sie etwas konnte, was sie lieber nicht können wollte. Also beließ sie es dabei und versuchte sich daran zu gewöhnen. Es war ähnlich zu der Erfahrung, herauszufinden, dass man eine Halbgöttin war und von der Göttin Aphrodite abstammte. Sie würde eines Tages schon lernen, diese Gabe zu akzeptieren und sie nicht weiter als Fluch anzusehen. Für den Moment war sie einfach nur froh, dass sie, Elina und Anthony die Mission überstanden hatten und ihren normalen Alltag bestreiten konnten. So normal ein Alltag als Orakel von Delphi nunmal sein konnte.


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