Göttlicher



Und... vorbei!
Die Jury hat bewertet.

Es ist noch gar nicht allzu lang her, da haben wir euch einen neuen Wettbewerb präsentiert und die Möglichkeit gegeben einen der heißbegehrten göttlichen Status zu erlangen. Was sonst sollte man in der Weihnachtszeit tun, wenn nicht im Bett liegen, sich einzukuscheln mit Kakao und an einer wundervollen Geschichte zu arbeiten, die wir dann lesen dürfen?
Doch was ist mit diesen Einsendungen passiert? Nun, die Deadline ist schon lange vorbei, die Jury hat sich beraten und entschieden!

Wir durften uns über tolle Einsendungen freuen! Unsere Jury hat es geliebt, sich in eure Einsendungen zu vertiefen und die Geschichten von Abigail, Caleb oder Alex (vorgegebene Charaktere) zu verfolgen.

Es war ein reges Kopf and Kopf rennen, doch eine Person hat es geschafft den ersten Platz zu belegen und wird somit als Gewinner dieses Wettbewerbes rausgehen!
Die Jury

Cyrah Vandeleur
SoMe-Botin
Jasper Artorias
SoMe-Bote
Beelzebub Kingston
Trainer für Botanik und Heilkunde
Sixton Montgomery
SoMe-Bote
Zarek Holloway
Clanleiter Stathéros
Die Bewertung

Die Jury konnte Punkte von 0 (ungenügend) bis 15 (sehr gut) pro Kategorie vergeben. So konnten die Einsendungen eine Maximalanzahl von 375 Punkten erreichen. Zu bewerten gab es folgende Kriterien:
  • Kreativität: Wie kreativ ist der Kerngedanke der Einsendung?
  • Realismus: Ist der Realismus in Bezug auf das Percy Jackson-Universum eingehalten?
  • Aufbau / Form: Ist die Handlung logisch aufgebaut? Wurde ein RP verfasst? Wortanzahl?
  • Text: Ist der Text angenehm zu lesen? Gibt es Wiederholungen? Gibt es evtl. zu viele Gedankensprünge oder ist es schwer, dem Text zu folgen? Wie ist der Satzbau? Sind alle Voraussetzungen des Gewinnspiels erfüllt?
  • Persönlich: Das ganz persönliche Bauchgefühl
Es war wirklich ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen! Doch eine Einsendung konnte sich beweisen und hat eine Gesamtpunktzahl von 280 Punkten erreicht.

 
Platz 1: Noelie Nivet!
 

Wir gratulieren Noelie Nivet ganz herzlich zu ihrem gewonnen Status! Sie ist nun stolze Trägerin des Status Hüterin der Schwüre (Hebe)!

Alle Teilnehmer des Wettbewerbs haben ab heute 5 Tage Zeit, sich bei Neptune Grimes zu melden, wenn sie gerne Feedback zu ihrer Einsendung hätten. Und Kopf hoch, auch wenn es diesmal nicht geklappt hat - uns stehen noch so einige tolle Wettbewerbe bevor!

Natürlich wollen wir euch den Gewinnertext auch nicht vorenthalten, also dürft ihr euch diesen hier nun durchlesen!
✧ Gewinnertext
Wenn Menschen die Schönheit von Schmetterlingen schätzen, sprechen sie selten über den Prozess, den es brauchte, um diese Schönheit zu schaffen. Caleb O’Connor hatte viele Spitznamen in seinem Leben, doch „kleiner Schmetterling“ blieb bis zum Ende an ihm haften. Er mochte ihn nicht wirklich, fand ihn unpassend, trotz seiner Hypnos Gabe eben genau solche Schmetterlingesflügel erscheinen zu lassen. „Kleiner Schmetterling“, Ein Name voller Interpretationen, dessen Bedeutung er bis zum Ende, nie ganz verstehen würde.

Schmetterlinge hatten in der Welt der Sterblichen und Halbgötter eine reiche Symbolik. Spirituell war der Schmetterling ein Symbol für das Wachstum einer Person oder ein Lebenskreis, der sich jeden Tag dreht. Es symbolisierte Wiedergeburt und Transformation. In Japan war ein Schmetterling ein Zeichen für eine selbstbewusste junge Frau und eheliche Glückseligkeit. In China symbolisierte es ein langes Leben, und zwei zusammen fliegende Schmetterlinge galten als Zeichen der Liebe. Für die Kelten bedeuten Schmetterlinge Glück, Reichtum und Ehre. Die alten Griechen nannten Schmetterlinge "Psyche" - den Namen, der vom Sterblichen Philosophen Aristoteles erfunden wurde und "Geist" bedeutet. Sie wurden als Sinnbild der Seele verehrt – ein Symbol für alles, was verborgen und gleichzeitig heilig war.

Schmetterlinge hatten auch ihren Platz in der Wissenschaft, eine Disziplin, mit der Caleb wenig zu tun hatte – außer, wenn es um den Schmetterlingseffekt ging. Dieses eine Prinzip der Chaostheorie, erinnerte er sich, beschrieb, wie kleinste Ereignisse riesige Konsequenzen haben konnten. Caleb fragte sich oft, wie ein scheinbar unbedeutender Moment den Verlauf eines Lebens verändern konnte. Er würde bald selbst spüren, wie Kleinigkeiten sein Leben verändern würden. Aber soweit war es noch nicht. Trotz all der Bedeutung, die Schmetterlinge hatten, fühlte Caleb, dass sie nicht zu ihm passten. Er trug zwar die Fähigkeit seines göttlichen Vaters, aber diese schillernde Schönheit schien nie wirklich er zu sein.

Caleb O’Connor war keine Verkörperung von Leichtigkeit, Ehre oder Transformation.
Er war kein Schmetterling.
Er war eine Motte.
Er war nur jemand, der ein Licht in der Dunkelheit suchte.
Sie war sein Licht. Und würde es immer sein.




Die Leinwand des weißen schneebedeckten Waldes zeichnet ein Bild für Unschuld, Makellosigkeit und Reinheit. Jede Schneeflocke funkelte wie ein zerbrechlicher Stern, gefangen im Augenblick der Ewigkeit und dann das Blut, wie Tinte auf altem Pergament. So grausam, wie schön. Ein Gemälde aus Leben und Sterben, das nur der Tod selbst hätte malen können, atemberaubend.

Es war ein schöner Ort um zu sterben. Caleb lag inmitten dieses Kunstwerk. Es war sein Blut, dass dem Gemälde die Farbe gab. Sein Blut, was ihn in diesem unbarmherzigen Winter wärmte.

In seinen 29 Lebensjahren hatte Caleb schon viele Monster besiegt, dass er sterben würde, weil er es irgendwann nicht mehr schafft, war ihm schon seit langem klar gewesen. Kurz fragte Caleb sich ob er vermisst werden würde. Er war eher ein Einzelgänger, hatte wenig Freunde oder gar Familie. Vielleicht war es seine brummelliche Art oder einfach die Tatsache, dass er in seinem Leben schon viel zu viel verloren hatte. Doch etwas in ihm schloss Frieden mit der Situation. Vielleicht würde er endlich seine Freunde Wiedersehen.

Seine Augen fielen zu, doch in der Ferne hörte er Schritte, die über den Schnee liefen, leicht und eilig, als ob jemand kam, um die Schönheit des Gemäldes zu zerstören.



Das erste, was Caleb wahrnahm, war wärmer, er spürte sie durch die kuschelige Decke, die über ihm lag. Wenn sich so sterben an fühlte, dann war es wundervoll. Leicht. Gradezu einfach. Es war der Schmerz seiner Seite, der ihn daran erinnert, dass er noch lebte.

Er lag auf einem schmalen Brett. Das Knistern des Feuers erfüllte den Raum. Er hörte eine leise Melodie, sanft, die Sicherheit und geborgenheit versprach.

Und dann sah er sie. Sie saß auf einem Stuhl am Kamin, in dessen Licht, ihre Haare wie die Sonne leuchtende, ihre Händen hielten, eine Schale aus der Dampf aufsteigt und der Blick war fest auf die Flammen gerichtet, als würden sie ihr alle Antworten des Universums geben.

„Du bist wach.“ sagte sie, ohne ihn anzusehen. Ihre Stimme war ruhig wie der erste Regen nach einem langen Sommer. „Bleib liegen.“ sagte sie sanft. „Du hast Glück, dass ich dich gefunden habe.“ Er versuchte zu sprechen, aber es gelang ihm nicht wirklich. Daraufhin drückte sie ihm die dampfende Schale in die Hand, „trinkt das.“ Es schmeckt bitter, doch es wärmt seinen Körper, und es beruhigt ihn. Er wurde schläfrig, gerade noch so schaffte er es, ein Danke zu flüstern. „Ruh dich aus, die Welt kann warten.“ damit Versank er wieder in die Tiefe schwer der Dunkelheit.



Calebs Gedanken schwebten zwischen Traum und Wirklichkeit, doch die klare Stimme der Frau zog ihn immer wieder zurück. Sie kniete am Kamin, mischte Kräuter in eine Schale und summte leise eine Melodie. Diese Meldodie würde ihn sein Leben lang begleiten.

„Du…“ Seine Stimme klang rau, als er sie ansprach.
Sie drehte sich zu ihm um, das Feuer malte goldene Streifen in ihr Haar. „Was ist?“
Er hielt inne und zögerte. „Ich kenne deinen Namen nicht.“
Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, klein, fast verborgen. „Linea.“ sagte sie schließlich.
„Linea.“ wiederholte er, als würde der Name eine Antwort auf etwas sein, das er nicht wusste.
„Und du?“ fragte sie zurück, ohne ihn anzusehen.
„Caleb.“ antwortete er, die Worte ungewohnt sanft.
Sie nickte, als wäre der Austausch abgeschlossen, und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Doch der Klang ihres Namens blieb, wie ein kleiner Funke, der in der Dunkelheit seines Bewusstseins glomm. Linea, bedeutete Sanftheit. Caleb, bedeutete Aufrchtigkeit.



Die Tage vergingen langsam.
Linea sprach wenig, aber sie war immer da. Sie brachte ihm Wasser, half ihm, die Wunden zu reinigen, und erzählte ihm kleine Geschichten über ihr Leben in der Hütte. Es war ein einsames Leben, und doch klang in ihrer Stimme nie ein Anflug von Unzufriedenheit mit.
Caleb begann, ihre Bewegungen zu beobachten – wie sie Holz ins Feuer legte, ihre Haare zurück band, wenn sie nach draußen ging, oder den Schnee von ihren Stiefeln klopfte, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Es waren keine großen Gesten, nur Kleinigkeiten. Aber sie schlichen sich in seine Gedanken und blieben dort.

Eines Nachts, während sie am Tisch saß und etwas las, brach er das Schweigen. „Warum bist du hier allein?“
Sie schaute von ihrem Buch auf, ihre Augen im flackernden Licht des Feuers. „Ich könnte dich dasselbe fragen.“
Er lächelte leicht. „Das ist fair. Aber ich habe zuerst gefragt.“
Sie lehnte sich zurück, als überlege sie, wie viel sie preisgeben wollte. Schließlich sagte sie: „Es war keine Entscheidung, die ich über Nacht getroffen habe. Ich mochte die Stille immer mehr als das Chaos. Und hier draußen …“ Sie machte eine Geste zum Fenster, das vom Schnee halb verdeckt war. „… ist es, als würde die Welt stillstehen.“
„Stillstand ist nicht immer gut.“
„Manchmal ist es das.“
Ihre Worte ließen ihn schweigen. Es war nicht nur ihre Stimme, die ihn beruhigte – es war die Überzeugung darin, die ihn traf. Caleb hatte sein ganzes Leben in Bewegung verbracht, immer auf der Flucht vor der Gefahr, die er mit sich brachte. Die Vorstellung, einfach zu sein, war ihm fremd.



In den kommenden Tagen spürte er, wie etwas in ihm wuchs.
Es war keine plötzliche Erkenntnis, sondern ein langsames, stetiges Licht, das sich in ihm ausbreitete. Linea war wie der erste Sonnenstrahl nach einem langen Winter. Sie verlangte nichts, stellte keine Fragen, die er nicht beantworten wollte, und doch fühlte er sich in ihrer Gegenwart weniger allein als je zuvor.
Eines Abends, als sie ihm half, aufzustehen, um ein paar Schritte durch die Hütte zu machen, stolperte er leicht. Sie hielt ihn fest, ihre Hände an seinen Armen, stärker, als sie aussah.

„Du bist erstaunlich zäh für jemanden, der so klein ist.“ murmelte er.
Linea lachte, ein leises Geräusch, das ihm durch Mark und Bein ging. „Vielleicht bist du einfach schwach.“
Er schaute sie an, ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ihr Lächeln verblasste langsam, und für einen Moment war die Stille in der Hütte schwerer als jede Wunde, die er je erlitten hatte.
„Linea.“ begann er, doch sie schüttelte den Kopf und half ihm zurück aufs Bett.
„Du solltest dich ausruhen.“ sagte sie, und ihre Stimme war weicher als zuvor.
In dieser Nacht schlief er nicht.
Er dachte an ihre Berührung, an das Lachen, das ihn getroffen hatte wie ein Blitz. Und während der Wind draußen heulte, wusste Caleb, dass er in ihr das gefunden hatte, was er nie zu suchen gewagt hatte: einen Ort, an dem er bleiben wollte.



Es war eine dieser Nächte, in denen die Kälte durch die Wände kroch, egal, wie viel Holz im Kamin brannte. Linea hatte ihm eine zusätzliche Decke gebracht, doch er sah, dass sie selbst fror, während sie mit einem Becher Tee am Tisch saß.
„Dir ist kalt.“ stellte Caleb fest und rückte ein Stück zur Seite auf dem Bett.
„Ich komme klar.“ antwortete sie, ohne ihn anzusehen.
Er schüttelte den Kopf. „Das ist kein Argument. Komm her.“
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu, als würde sie abwägen, ob er es ernst meinte. Doch schließlich stand sie auf, zögerlich, fast scheu, und setzte sich auf die Bettkante.
„Du bist hartnäckig.“ murmelte sie, während er die Decke um sie beide legte.
„Man sagt, ich hätte die Gabe der Überzeugung.“ antwortete er trocken, ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen.
Eine Weile saßen sie einfach nur da, die Wärme der Decke teilend. Linea lehnte sich leicht gegen ihn, und er konnte ihren Atem spüren, ruhig und gleichmäßig.
„Du bist anders.“ sagte sie plötzlich, ihre Stimme so leise, dass er sie kaum hörte.
„Wie meinst du das?“
Sie drehte den Kopf, sah ihn an, und in ihren Augen lag ein Ausdruck, den er nicht ganz deuten konnte. „Ich weiß nicht. Du bist nicht wie die anderen. Aber ich kann nicht sagen, warum.“
Er hielt ihrem Blick stand, sein Herz schlug schneller. „Vielleicht, weil ich es nicht bin.“



An einem klaren Tag, als die Sonne den Schnee zum Glitzern brachte, bestand Caleb darauf, nach draußen zu gehen. Er fühlte sich stärker, auch wenn Linea skeptisch war.
„Du bist kaum in der Lage, gerade zu stehen.“ sagte sie, es stimmte nicht. Er konnte stehen. Er genoss einfach ihre Sorge und Berührungen.
„Ich will etwas anderes sehen als diese vier Wände.“ entgegnete er, sein Ton hartnäckig, aber nicht unfreundlich.
Zusammen gingen sie langsam durch den Schnee, bis sie eine kleine Lichtung erreichten, auf der der Wind die Bäume zum Tanzen brachte. Linea blieb stehen, die Wangen gerötet von der Kälte, und sah sich um.
„Es ist schön hier.“ sagte sie, ihre Stimme beinahe ehrfürchtig.
Caleb beobachtete sie, nicht die Lichtung. Das Sonnenlicht ließ ihr Haar wie flüssiges Gold wirken, und ihre Augen waren voller Leben.
„Ja,“ sagte er leise, „das ist es.“
Sie drehte sich zu ihm um, sah, dass er sie ansah, und errötete leicht. „Hör auf, mich so anzusehen.“
„Wie sehe ich dich denn an?“
„Als wäre ich ein Wunder.“
Er lächelte. „Vielleicht bist du das.“
Sie lachte, ein kurzes, nervöses Lachen, und schüttelte den Kopf. Doch er meinte es ernst.



In einer besonders stillen Nacht, als der Wind aufgehört hatte zu heulen, fand Caleb Linea am Tisch sitzen, ihre Hände ruhten auf einem kleinen, hölzernen Instrument, das er vorher noch nicht bemerkt hatte.
„Spielst du?“ fragte er, und sie zuckte leicht zusammen, als hätte sie nicht bemerkt, dass er sie beobachtete.
„Es ist nur ein Hobby.“ sagte sie, fast entschuldigend.
„Spiel mir etwas vor.“
„Ich weiß nicht …“
„Bitte.“
Sie sah ihn an, zögerte einen Moment, doch dann hob sie das Instrument auf den Schoß und begann, sanft die Saiten zu zupfen. Es war eine einfache Melodie, ruhig und melancholisch, und Caleb schloss die Augen, ließ die Töne durch sich fließen.
„Das war schön.“ sagte er schließlich, seine Stimme ehrlich und weich.
Linea blickte auf ihre Hände, als würde sie versuchen, das Kompliment zu ignorieren, doch er sah, dass sie lächelte.
„Warum tust du das?“ fragte sie schließlich.
„Was?“
„Mich so ansehen.“
Er lehnte sich zurück und sah sie an, lange und ernst. „Vielleicht, weil du es wert bist.“



Es war ein klarer Morgen, und die Sonne malte tanzende Schatten auf den frisch gefallenen Schnee. Linea hatte darauf bestanden, dass Caleb mit nach draußen kam, um frische Luft zu schnappen.
„Du wirst noch ganz wahnsinnig in der Hütte.“ hatte sie gesagt, ihre Hände in die Hüften gestemmt, ihr Blick so entschlossen, dass Caleb keine Widerrede wagte.
Sie stapfte vor ihm her, ein Korb über ihrem Arm, und zeigte ihm die besten Stellen, um Beeren und Kräuter zu sammeln, die den Winter überstanden hatten. Caleb konnte nicht anders, als ihr nachzusehen.
Es war der Moment, in dem sie auf einer Lichtung stehenblieb, den Kopf in den Nacken legte und die Augen schloss, während die Sonne ihr Gesicht wärmte. Ihr Atem formte kleine Wolken in der kalten Luft, und sie schien in dieser stillen, glitzernden Welt vollkommen aufgehoben zu sein.

„Du siehst mich an.“ sagte sie, ohne ihn anzusehen, ihre Lippen leicht zu einem Lächeln verzogen.
„Das tue ich oft.“ gab er zu, und sein Ton war ernster, als er beabsichtigt hatte.
Linea öffnete die Augen und sah ihn an, ihre Stirn leicht gerunzelt, als wäre sie nicht sicher, was sie sagen sollte.
„Ich …“ Er suchte nach Worten, aber nichts schien das Richtige zu sein. Also trat er näher, bis er nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war. „Linea, du hast mich gerettet. Nicht nur mein Leben.“
Sie sah ihn überrascht an, als hätte sie nicht verstanden, was er meinte. „Caleb …“
Doch er hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. „Du bist der Grund, warum ich noch atme. Aber du bist auch der Grund, warum ich überhaupt atmen will.“
Sie starrte ihn an, ihre Augen glänzten, und für einen Moment dachte Caleb, sie würde weinen. Doch dann trat sie einen Schritt auf ihn zu, legte ihre Hand an seine Wange und ließ sie dort ruhen.
„Vielleicht,“ sagte sie leise, „bin ich nicht die Einzige, die gerettet wurde.“
Und in diesem Moment wusste Caleb, dass er sie liebte – so tief und unaufhaltsam wie den Atem, der ihn am Leben hielt.



Der Sturm rüttelte an den Fenstern der Hütte, das Feuer warf flackernde Schatten an die Wände. Caleb saß still, die Hände um eine kalte Tasse geschlungen, als Linea in der Tür erschien.
„Du schläfst nicht.“ sagte sie leise.
Er hob den Blick. Ihr zerzaustes Haar und die Decke um ihre Schultern ließen sie noch zerbrechlicher wirken. „Ich wollte dich nicht wecken.“
„Hast du nicht.“ antwortete sie und setzte sich zu ihm. „Aber du bist hier, weil dich etwas quält.“
Er senkte den Kopf. „Ich bin ein Halbgott, Linea. Das Monster, das mich verletzte, wird zurückkommen. Und ich bringe es mit, wenn ich bleibe.“
Sie schwieg, dann legte ihre Hand sich sanft auf seine. „Und wenn du gehst? Was bleibt dann?“
„Du bist sicher.“ flüsterte er.
„Und ich werde leiden,“ sagte sie fest. „Vielleicht sogar mehr.“ Ihre Augen schimmerten, doch ihre Stimme blieb ruhig. „Schwöre mir eines, Caleb. Wenn du gehst, dann nicht, um mich zu schützen, sondern weil es keinen anderen Weg gibt. Und schwöre, dass du eines Tages zurückkommst.“
Er sah sie an, zerrissen zwischen dem, was er wollte, und dem, was richtig war. Doch schließlich flüsterte er: „Ich schwöre es. Irgendwann werde ich zurückkommen.“
Eine Träne rollte über ihre Wange. „Dann reicht mir das.“
In der Stille, die folgte, fühlte sich der Schwur schwer und heilig an – ein Versprechen, das über Zeit und Schmerz hinausging.



Der Angriff des Monsters kam an einem Herbstmorgen. Langsam fing es an zu schneien. Das Monster verletzte Linea an der Seite.
Eine lange Narbe würde Caleb nun immer daran erinnern, dass er eine Gefahr für sie war. Und kurz darauf ging Caleb, wie er gekommen war. Im Winter, das Gemälde der weißen Reinheit so wunderschön tragisch gezeichnet. Die Schneeflocken weinten um den Verlust dieser Liebe.



Linea wartete. Unglaublich lange. Keiner von beiden schaute auch nur in die Richtung anderer Menschen. Keiner von beiden verliebte sich neu, weil da schon eine tiefe, beständige Liebe war.



Der Schnee draußen fiel still und unaufhörlich, bedeckte die alten Felder und die vertrauten Bäume mit einer Decke aus Reinheit. Calebs Schritte knirschten leise, als er auf die Hütte zuging – sie hatte sich kaum verändert. Das Holz war verwittert, doch sie stand noch, wie ein Echo einer anderen Zeit. 67 Jahre. Eine lange Zeit.
Im Inneren war es warm. Der Duft von Kräutern und Holz lag in der Luft, genauso wie er ihn in Erinnerung hatte. Und da, auf dem Bett, lag sie. Linea. Ihr Haar war silbern geworden, ihr Gesicht von den Jahren gezeichnet, aber in ihren Augen leuchtete noch immer dieselbe Stärke.

„Du bist zurückgekommen.“ flüsterte sie, ihre Stimme schwach, doch ihr Lächeln strahlend.
Caleb kniete sich neben das Bett, seine Hände umfassten ihre, so zart, als fürchtete er, sie könne zerbrechen. „Ich habe es dir geschworen.“
Rings um das Bett standen Menschen, junge und etwas ältere – ihre Kinder? Sie alle beobachteten ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier. Er konnte es spüren: Sie wussten, wer er war. Linea hatte ihnen von ihm erzählt.
„Sie haben auf dich gewartet.“ sagte sie sanft, als habe sie seine Gedanken gelesen. „Sie wissen, dass sie dein Blut in sich tragen. Und ich wusste, dass du zurückkehren würdest.“
„Ich hätte früher kommen sollen.“ sagte Caleb, seine Stimme brüchig. „Ich habe dich so lange allein gelassen.“
„Nein.“ flüsterte sie, ihre Augen schlossen sich für einen Moment. „Du warst immer hier. In jeder Geschichte, in jedem Schwur, den ich an unser Kind und diese an ihre Kinder, weitergab.“
Seine Kehle schnürte sich zu. Er hatte so viele Jahre geopfert, so viel verloren – und doch spürte er, dass ihre Worte wahr waren.
„Bleib bei mir.“ sagte sie schließlich, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch.
Er legte sich vorsichtig neben sie, zog sie an sich, und sie atmete tief ein, als ob sein bloßer Duft sie an eine Zeit erinnerte, in der sie jung und frei gewesen waren.
„Ich bin da,“ flüsterte Caleb. „Für immer.“
Ihr Kind und ihre Enkelkinder wichen leise zurück und ließen die beiden allein. Die Welt schien stillzustehen, während Linea in seinen Armen lag. Als ihr Atem schwächer wurde, legte sich Frieden über ihr Gesicht – und mit einem letzten, schwachen Lächeln verließ sie diese Welt, sicher in dem Wissen, dass er sein Versprechen gehalten hatte.
Caleb blieb an ihrer Seite, während draußen der Schnee weiterfiel, wie eine Ewigkeit, die den Moment unsterblich machte.



Die Hütte war still, doch plötzlich füllte sich die Luft mit einem flüsternden Licht. Drei Gestalten erschienen, geformt aus Gold und Schatten.
„Du bist gekommen.“ sagte eine Stimme, leise wie ein Hauch. „Trotz allem.“
„Du hast den Schwur gehalten.“ fügte eine zweite hinzu, mit einer Note von Ehrfurcht.
Die dritte Gestalt trat vor. „Das Leben eines Halbgottes ist voller Versuchungen, Schwüre zu brechen. Doch du hast dich der Zeit, der Distanz und der Verzweiflung gestellt, für die Liebe.“
Caleb sagte nichts. Die Worte der Götter waren keine, denen er etwas hinzufügen konnte.
„Schwüre sind heilig,“ fuhr die erste Gestalt fort, „und doch so oft gebrochen. Doch du hast bewiesen, dass sie Bestand haben können.“
Caleb saß reglos da, Lineas Körper in seinen Armen. Er sagte nichts.
„Von diesem Tag an,“ erklang die Stimme der dritten Gestalt, „sollst du mit göttlicher Macht gesegnet sein.“
Das Licht zog sich zurück, und Caleb spürte etwas in sich – eine neue Stärke, eine Last und ein Geschenk zugleich. Eine Erinnerung an das as er verloren hatte.
„Warum jetzt?“ fragte er leise, den Blick auf Linea gerichtet.
„Weil Liebe den Göttern selten gelingt.“ flüsterte die zweite Gestalt. „Doch du hast uns daran erinnert, dass sie immer möglich ist.“



Wenn Menschen über die Schönheit von Schmetterlingen sprechen, denken sie selten an die Vergänglichkeit dieser Schönheit. Caleb O’Connor, der Mann mit den Schmetterlingsflügeln, hatte das immer gewusst. Die Flügel, die er so leicht erscheinen lassen konnte, trugen eine Last, die er nie ganz abwerfen konnte. Doch am Ende, in der stillen Dunkelheit ihrer gemeinsamen Hütte, verstand er den Spitznamen endlich.
„Kleiner Schmetterling.“ Es war nie die Schönheit, die gemeint war, sondern die Reise. Die Verwandlung. Die Brüche, die ihn neu geformt hatten. Es war das Flattern seines Herzens, das selbst nach Jahrzehnten nicht aufgehört hatte, nach ihrem Licht zu suchen.
Schmetterlinge bedeuteten Wandel, Wachstum, Liebe. Dinge, die er nicht glaubte, in sich tragen zu können. Und doch war es Liebe, die ihn gehalten hatte. Sie, die ihn das Fliegen lehrte, ohne Flügel zu brauchen.

Caleb O’Connor war keine Verkörperung von Leichtigkeit, Ehre oder Vollkommenheit.

Er war ein Mann, der gelernt hatte, dass wahre Stärke in der Hingabe lag.

Am Ende trug er keinen Namen mehr, keinen Spitznamen, nur die Erinnerung an einen Schwur.

Und als ihre Seele sanft seine Arme verließ, fühlte er es:

Er war kein Schmetterling.

Er war immer nur ein Lichtsuchender gewesen.

Und sie war das Licht, das ihn gefunden hatte.